Vater und Sohn

Ein starkes Team

»Es ist wie beim Segeln. Du hast eine Boje, die du erreichen willst und je nachdem, wie das Gewässer und der Wind sind, musst du mal wenden, sie Segel neu setzen und mitunter auch auf Unvorhersehbares reagieren. Aber du musst immer dein Ziel im Auge behalten, nur so erreicht man es.« Seit 37 Jahren ist Bobby Krapp die Sport-Börse und die Sport-Börse ist Bobby Krapp. Obwohl er als der Ski-Experte in der Region gilt und damit auch die Sport-Börse in der Ernst-Abbe-Straße 35 in Aalen aufgebaut hat, zieht er gerne Vergleiche aus dem Segeln heran: Weil er selbst segelt und weil ein guter Geschäftsmann viel von einem guten Segler haben muss. »Beim Segeln kommt es auf das Navigieren und nicht auf das Reagieren an. Das bleibt nicht aus, dass man auch mal reagieren muss aber das Zentrale ist, ein Ziel und einen klaren Kurs zu haben. Ein Geschäft ist wie eine Reise. Man muss wissen, wohin es geht und dafür braucht es eine Strategie.«

Mit 19 Jahren gründete er aus der eigenen Sportbegeisterung heraus die Sport-Börse; die ersten drei Jahre zunächst als Hobby,

dann entschied er sich, aus dem Vergnügen einen Beruf zu machen, was bis heute so geblieben ist. Er wurde zum uneingeschränkten Fachmann für alles was mit Skifahren und Windsurfen zu tun hat und die Sport-Börse zum Synonym für außergewöhnliche Beratung, kulanten Service und exzellente Qualität. Bis heute schreibt er alle Tests und Bewertungen selbst, was er empfiehlt, darauf ist Verlass. Den Trend zum Online-Shopping hat Bobby Krapp schnell erkannt und schon vor Jahren eine zusätzliche Online-Verkaufsplattform etabliert. Seit einem Jahr gehören zudem Bikes der Marken Scott und Specialized zum Sortiment. Entscheidungen, die er zum großen Teil gemeinsam mit seinem Sohn Benedikt getroffen hat. »Vor etwa fünf Jahren habe ich mir zum ersten Mal Gedanken über meine Nachfolge gemacht. Es war mir klar, dass ich mich darum rechtzeitig kümmern muss. Ich wollte nur an jemanden übergeben, der meine Begeisterung teilt.« Sein Sohn als Nachfolger war zu diesem Zeitpunkt zwar ein Gedanke, aber nicht zwingend. »Er war schon als Kleinkind im Laufstall im Geschäft und hat später sein Taschengeld

 

aufgebessert, indem er ausgeholfen hat, aber ich habe daraus nie etwas abgeleitet.« Als Benedikt mit dem BWL Studium Schwerpunkt Marketing fertig war, hatte er die Option in die Industrie zu gehen und Karriere zu machen. Weil er in Punkto Online- Handel für die Sport-Börse die eine oder andere Ergänzung im Kopf hatte, war er jedoch zunächst ein halbes Jahr lang jeden Tag vor Ort. Ein halbes Jahr, das entscheidend war. »Nach diesem halben Jahr wurde die Sport-Börse so zu seinem Baby, wie das bei mir vor 37 Jahren war«, erzählt Bobby Krapp. Von da an arbeiteten sie noch enger zusammen, aber jeder mit einem eigenen Aufgabenbereich. Benedikt und sein Team sind für den gesamten Online-Bereich verantwortlich, Bobby und die restlichen Mitarbeiter kümmern sich um das stationäre Geschäft. »Wird es in der Saison in der Beratung mal eng, hilft jeder mit, das ist so in einem Familienunternehmen.«

Aneinander gewöhnen mussten sie sich nicht, sie mussten sich auch nicht »zusammenraufen«. »Kommunikation ist alles, das habe ich von meiner Frau gelernt«, räumt er mit einem Lachen ein. »Genau deshalb funktioniert unsere Vater-Sohn-Beziehung schon seit vielen Jahren. Wir reden miteinander, wir schwätzen! Wir tauschen uns aus, beratschlagen im Büro ebenso, wie wenn wir ab und zu miteinander frühstücken oder abendessen. Arbeit und Privates verschmelzen bei uns sehr oft.« Gerade in einem Geschäftsbereich wie dem Einzelhandel, der seit Jahren ein schwieriges Pflaster ist und einem ständigen Wandel unterliegt, ergeben sich aus dieser vertrauten Leichtigkeit die kreativen Ideen, die es braucht, um immer ein Stück besser zu sein als all die anderen. Einig sind sich Vater und Sohn zwar oft aber nicht immer.

»Ich habe das ganze Thema Online-Handel unterschätzt. Aber seit er sich um alles, was mit unserem Web-Shop zu tun hat, kümmert und ich sehe, wie aufwendig das ist und wie groß die Resonanz ist, seit dem nehme ich auch die Wichtigkeit wahr.« Seinen Sohn am Geschäft auch auf dem Papier zu beteiligen, lag für ihn auf der Hand, beide sind, inzwischen notariell beurkundet, mit jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile gleichberechtigte Partner. »Wir sind uns beide der Verantwortung bewusst, die wir tragen, wir profitieren voneinander und wir respektieren uns, das ist das Wichtigste. Wir diskutieren viel, aber wir gehen immer respektvoll miteinander um, auch wenn wir mal nicht einer Meinung sind; und wenn es mal im Eifer des Gefechts hoch hergeht, dann weiß jeder, dass es nichts Persönliches ist. Dass er seinem Sohn nach und nach seine Anteile überschreiben wird, das steht für ihn außer Frage. Wann er sich aus dem Unternehmen, aus seiner ›Familie Sport-Börse‹, zurückzieht, das wartet er gelassen ab. Während er noch vor ein paar Jahren der Meinung war, mit 55 hängt er alles an den Nagel und widmet sich seinem Sport, hat er heute mit gerade einmal 56 Jahren, darauf eine andere Sicht. „Wenn du jemanden hast, auf den du dich so verlassen kannst, dass du dir nach stressigen Wochen eine entsprechende Regenerationsphase gönnen kannst, dann denkst du dir: ist das geil, ich muss nicht aufhören.« Was in 15, 20 oder 25 Jahren ist, weiß niemand. Wünschen würde er sich, dann im Laufe des Vormittags in die Sport-Börse zu gehen, Skistiefel anzupassen, sich mit dem einen oder anderen seiner Kunden zu unterhalten und für den Skiservice zuständig zu sein. »Das macht mir mega Spaß und das kann ich mir auch noch mit 80 vorstellen. Mein Baby Sport-Börse ist gesaved.«