Reisen der Reise wegen. Fern ab der Touristenströme und fern ab der Kreuzfahrtschiffe, mit Vollanimation, Buffetwahnsinn, Clubtanzdruck und organisierten Erlebnissen. In See stechen, zu Häfen aufbrechen, die weder mit Bands und Folkloregruppen und erst recht nicht mit fliegenden Händlern, aufdringlichen Ausflugsverkäufern oder gar halbseidenen Stadtführern mit Insiderwissen aufwarten. Die Seereise als solche genießen. Die Weite, die sich dem Blick bietet, der Ozean, der still und friedlich oder wild und tosend sein kann. Die Gemeinschaft einer Mannschaft, am Alltag auf See teilnehmen mit dem Luxus nicht zu müssen, sondern zu dürfen.
Wer das besondere Erlebnis auf See sucht, der bucht eine Überfahrt auf einem Frachtschiff. Die Routen führen rund um die Welt, ob es dann tatsächlich eine Weltreise werden soll oder einfach nur eine Überfahrt von Hamburg ins Mittelmeer, das bleibt der Abenteuerlust und der Zeit überlassen, die man zur Verfügung hat. Zeit sollte man für eine solche Reise generell mitbringen. Frachtschiffe, auf denen man auch
Passagierüberfahrten buchen kann, legen nicht jeden Tag ab. Außerdem gibt es Routen, wie die nach Südamerika, die sind sehr beliebt – entsprechend lange sind die Wartezeiten. Den Smoking kann man bei dieser Reise getrost zuhause lassen, stattdessen lieber noch eine Speicherkarte für die Kamera und ein paar Bücher extra mitnehmen. Anlaufstellen sind nicht die Kreuzfahrthäfen, sondern Containerhäfen. Hier spielt sich das richtige Leben ab, hier gibt es tatsächlich die Tipps für Bars, Kneipen oder Sehenswürdigkeiten, die in keinem Reiseführer stehen und wer das Glück hat, dass ein Hafen auch Heimathafen eines Besatzungsmitgliedes ist, kann Familien kennen lernen und Freundschaften schließen.
Während der Zeit auf See muss niemand auf Komfort verzichten. Es gibt Schiffe, die haben ein Schwimmbad und eine Sauna, alles allerdings nicht mit Kreuzfahrtschiffen zu vergleichen. Der eigentliche Luxus ist die absolute Freiheit in der Einteilung seiner Zeit. Wer möchte, der kann sich auf der Brücke in aller Ruhe und Ausführlichkeit
alles rund ums Navigieren erklären lassen oder sich auf Deck mit den eventuellen anderen Passagieren oder Crewmitgliedern, die frei haben, einen Kaffee zu trinken. Statt des Captains-Dinners gibt es ungezwungene Barbecue-Partys mit der gesamten Mannschaft.
Der bleibende Eindruck einer Reise mit einem Frachtschiff ist der andere Blickwinkel, der sich einem auftut. Der eigene Kosmos ist für die Zeit der Reise das Frachtschiff und der unendlich scheinende Ozean, in dem man sich von einem Hafen zum anderen bewegt. Der tagelange Blick auf das Meer und den Horizont öffnen den Geist, machen den Druck des Alltags nichtig und schaffen Platz für ein berauschendes Gefühl von Freiheit.