Erlaubt ist alles, Hauptsache es passt zum Stil des Trägers und ins Gesamtbild. Während vor 25 Jahren der Bräutigam auf seiner eigenen Hochzeit fast schon unsichtbar war, weil das Brautkleid einfach unübersehbar war, gibt sich das Paar heute auch optisch gleichberechtigt das Ja-Wort. »Der Dresscode für den Bräutigam ist sehr viel weiter gefasst als beispielsweise in den 1990er Jahren. Heute ist die Farbpalette ebenso groß, wie die Auswahl der Anzugmodelle. Und wer keinen klassischen Anzug tragen möchte auch dann gibt es genügend Alternativen.« Gaby Nagel kleidet seit fast 30 Jahren Bräute ein, seit rund zehn Jahren nehmen sie und ihr Team sich auch der Garderobe der Bräutigame an. »Ich hatte früher immer wieder mitbekommen, dass sich kurz vor der Trauung herausgestellt hat, der Farbton von seinem Hemd passt nicht zu dem von ihrem Kleid. Das mag an diesem Tag vielleicht nur wenigen auffallen, aber auf den Hochzeitsfotos sieht man das.« Da Gaby Nagel eine Frau der Lösungen ist, berät sie deshalb seit Jahren auch Männer in Sachen
Hochzeits-Dress. »Männer kommen meistens mit einer Begleitperson, das kann der Bruder, der Trauzeuge oder ein enger Freund sein. Da ich weiß, wie das Kleid der Braut aussieht, können wir entsprechend beraten, damit das Brautpaar zur Hochzeit auch optisch perfekt zusammenpasst.« Die Palette der Möglichkeiten ist groß. Der klassische Anzug in dunklen Tönen wie Anthrazit oder Nachtblau, der schwarze Smoking mit ebenso schwarzer oder farbiger Fliege, der lässiger Leinenanzug in sommerlich hellen Farbtönen, die Expertin aus Abtsgmünd hat für jeden Stil, jede Figur und jedes Farbmotto das Passende parat. Dem Umstand, dass Männer eher zweckgebunden beim Outfitkauf orientiert sind und kein so ausgeprägtes Vergnügen beim Anprobieren wie Frauen haben, ist Gaby Nagel bewusst; sie wird deshalb im Vorfeld tätig. »Wir treffen (mit der Braut) schon mal eine Vorauswahl, die zum Kleid seiner zukünftigen Frau und zum Motto der Feier passt. Auch die entsprechenden Accessoires haben wir schon parat, das ist einfach effizienter für den Bräutigam.«
Hoch im Kurs stehen nach wie vor zwanglose Feiern im Freien. Nach dem offiziellen Teil der Trauung, die entweder traditionell in der Kirche oder frei an einem See, auf einer Waldlichtung oder in einem Park stattfindet, hat die anschließende Feier etwas von einer Gartenparty oder einer Landpartie. Die Kleiderordnung ist eher locker, der Bräutigam trägt einen sommerlichen Leinenanzug in beige oder hellbraun, dazu ein zum Farbmotto passendes Einstecktuch und elegante Schuhe aus cognacfarbenem oder schokobraunem Leder. Während es zur Trauung mit einer Weste unter dem Sakko durchaus feierlich und edel sein darf, tauschen viele Bräutigame zum ausgelasseneren Teil die Weste gegen ein paar extravagante Hosenträger und setzen damit nochmal einen farblichen Akzent. Die Leinenanzüge sind im Stil aus den 1930er Jahren entliehen. Die Hosen sind weiter geschnitten, haben oft einen Aufschlag und die charakteristischen Leinenknitterfalten vom Sitzen sind ausdrücklich erwünscht. Wer sich traut, trägt am Nachmittag eine passende Schiebermütze, wem das zu viel ist, beschränkt sich auf die zum Ring passenden Manschettenknöpfe oder auf farblich abgestimmte Socken in dezenten oder kräftigen Farbtönen. »Socken sind längst ein Teil des Outfits. Man darf sie sehen und sie sollen ebenso ein harmonischer Hingucker sein wie das Einstecktuch oder die passenden Schuhe.«
Wenn die Feier und der Anzug eher klassisch sein sollen, steht der dunkle Anzug hoch im Kurs, dann oft kombiniert mit kräftigeren Farben. Die Hosen sind wie die Sakkos eher schmal und körpernah geschnitten, die Hosenbeine etwas verkürzt und ohne Aufschlag. »Nach der Hochzeit muss der Anzug nicht für immer im Schrank verschwinden«, so Gaby Nagel. »Viele Anzüge sind wandelbar. Unsere Schneiderinnen ändern das Revers leicht ab und schon hat man einen anderen Anzug. Die meisten Sakkos lassen sich problemlos auch zu einer Jeans kombinieren, so dass man dann das gute Stück auch danach tragen kann.« Dass jedes Outfit, das sie gemeinsam mit dem Bräutigam zusammenstellt, bequem sein muss, versteht sich von selbst. Bei schmal geschnittenen Anzügen sorgt Stretch für die notwendige Bewegungsfreiheit und die Leinenanzüge sind von Hause aus eher weiter geschnitten. Auch die Hemden, die Brautmoden Abtsgmünd in vielen Weiß-, Elfenbeintönen parat hat, sind bequem sowie figurfreundlich geschnitten. Und sie passen auf jeden Fall zur Farbe des Brautkleides, darauf legt Gaby Nagel wert, schließlich soll man auch auf den Hochzeitsbildern sehen, dass an diesem Tag alles gepasst hat.