Obwohl für den Einzelnen Burn-Out immer eine einschneidende Diagnose ist, sieht Uwe Meinhardt die Krankheit im Allgemeinen für die Wahrnehmung eines differenzierten Männerbildes beinahe schon als Glücksfall. »Das Krankheitsbild Burn-Out relativiert das Bild des Mannes, der alles ertragen kann, allen Rollen und allen Anforderungen gerecht wird und in jeder Situation funktioniert. Männer können über das sprechen, was sie bewegt und belastet und auch in der Öffentlichkeit ist es nichts unehren-haftes mehr, wenn Männer an ihre Grenzen kommen und das eingestehen.« Zwischen drei und sechs Stunden lang nehmen die meisten die Hilfe von Uwe Meinhardt in Anspruch, dann haben sie für sich ihren Weg gefunden. Sind die Probleme weitreichenderer Natur und bedarf es thera-peutischer Behandlung, muss ein Arzt oder ein Psycho-Therapeut einbezogen werden. Meistens ist es das Umsetzen der Erkenntnis, dass nach jeder Anspannung auch eine Entspannung folgen muss, was nichts anderes heißt, als zu wissen, wann man den persönlichen »Aus-Knopf« drücken muss.

»Viele Männer haben es nicht gelernt in sich hineinzuhören. Sie stellen überzogene Anforderungen an sich als Partner und Vater sowie in ihrer Rolle im Beruf. Wenn man an das alles mit einem übergroßen Verantwortungsbewusstsein herangeht und vergisst die Batterien auch wieder aufzu-
laden, befindet man sich schnell in einem Strudel, der droht einen zu erfassen und mitzureißen.« Besonders bedauerlich findet es Uwe Meinhardt, dass es keine ausge-wogenen positiven Männerbilder gibt. Weder der Action-Typ, den ein Sylvester Stallone verkörpert, noch die gefühlsbetonten Persönlichkeiten, auf die Hugh Grant festgelegt ist, geben ein reales Bild ab. Dazu kommt, dass die Ansprüche von Frauen, die sie an Männer haben, alles andere als in sich schlüssig sind. Nur keinen Haudrauf, keinen Primitivling; gibt er sich dann aber sensibel und verletzlich, gesprächsbereit und kunstsinnig, äußern Frauen schnell ihre Zweifel an der grundlegenden Männlich-
keit dieses Exemplars. Es kommt darauf an, den eigenen Weg zu finden und den auch zu gehen. Dass das keine Frage des Alters ist, erlebt Uwe Meinhardt immer wieder.

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