Würde es den zwischenmenschlichen Zufall im Kleinen nicht geben, wäre der berufliche Alltag von Lena Freitag sicherlich ein anderer. Dennoch versucht sie – wann immer es geht – dem Zufall in ihrem Beruf keine Chance zu lassen. Was sich kurios anhört, ist das, wofür sie brennt. Würden sich durch Zufall Menschen nicht kennen und lieben lernen, gäbe es für sie später nichts zu tun. Lena Freitag aus Lauchheim ist Wedding Plannerin.
2011 studierte sie nach dem Abitur Textil- und Modedesign und arbeitete in renommierten Unternehmen der Branche. „Ich habe Modelle entworfen, war aber auch in der Organisation von Messen und Modenschauen tätig. Gerade der organisatorische Bereich hat mich immer wieder aufs Neue herausgefordert, so dass ich mich acht Jahre nach meinem Abitur entschloss, mich beruflich umzuorientieren. Ich wollte Hochzeiten planen und umsetzen!" Bei der Industrie- und Handelskammer absolvierte sie eine anerkannte Qualifizierung zum Wedding Planner, kündigte im Frühjahr 2020 – mitten im ersten Lockdown – und machte sich im Sommer selbstständig. "Ich habe den Lockdown genutzt, um mir ein großes Netzwerk aus professionellen Dienstleistern aufzubauen und habe unter den gegebenen Umständen Hochzeiten geplant und begleitet." In den letzten Monaten kamen etliche Anfragen; geheiratet wird schließlich nicht nur während Corona, vor allem nach der Pandemie wollen sich viele Paare erst recht den Traum von der persönlichen Traumhochzeit erfüllen. Um allen corona-bedingten Ansprüchen gerecht zu werden, hat sie sich zur Qualifikation „Hygienebeauftragte für Club, Messe und Event (DEKRA)" entschieden.
Die Planungen für eine Hochzeit dauern im Schnitt zwischen acht und 16 Monaten, eine Zeit des Kennenlernens, der Kommunikation und des Vertrauens. „Das erste Treffen mit dem Brautpaar dient dazu, sich soweit kennenzulernen, dass man abschätzen kann, ob die Chemie stimmt. Ich stehe über viele Wochen mit dem Paar in einem intensiven Kontakt, sie müssen mir vertrauen und sich mir so weit öffnen, dass sie mir ihre Geschichte als Paar erzählen und ich ihre Familien und die Trauzeugen kennenlernen darf." Als professionelle Wedding Plannerin stellt sie sich ganz und gar auf das Paar und dessen Wünsche ein, ihren persönlichen Geschmack lässt sie außen vor. „Es geht ja nicht um meine eigene Hochzeit. Das Paar soll ihren Hochzeitstag glücklich und entspannt mit den Gästen feiern. Das zu gewährleisten, ist meine Aufgabe", bringt sie es auf den Punkt. Konkret bedeutet das, sie kümmert sich – entscheidet man sich für die Vollplanung – im Vorfeld ebenso um alles, wie am Tag der Feier. Es geht aber auch eine Nummer kleiner in Form von Coachings, Teilplanungen oder einem separaten Wedding-Day-Management. Generell geht für Lena Freitag mit jeder Planung eine persönliche Beziehung zum Brautpaar einher, ihr oberster Anspruch an ihre Arbeit ist es, das Brautpaar am Tag ihrer Hochzeit glücklich zu sehen. Dafür gilt es für sie das vorgegebene Budget einzuhalten, alle Eventualitäten zu bedenken und darauf vorbereitet zu sein sowie die Vorstellungen des Paares zu einem roten Faden werden zu lassen. „Das ist manchmal gar nicht so einfach. Das Internet bietet viele Anregungen, aber genau die Menge überfordert. Sich im Internet zu informieren ist wie hungrig einkaufen", bemerkt sie mit einem Schmunzeln. „Man sieht so viel und findet alles irgendwie toll, auch wenn es nicht optimal zusammenpasst."
Heraushören, was dem Paar tatsächlich wichtig ist, sondieren, was zusammenpasst, was in den Rahmen der Feier passt, und was es anzupassen gilt; eine professionelle Planung braucht Zeit, Leidenschaft und Erfahrung. „Vor 30 Jahren hat man auf die Individualität einer Hochzeit nicht so großen Wert gelegt. Heute ist das anders. Man heiratet nicht mehr, weil es sich so gehört, man heiratet, weil man es will, weil man seiner Liebe Ausdruck verleihen möchte und weil man mit Gästen unvergesslich schöne Stunden erleben möchte." Ob Location, Sitzordnung, Blumenschmuck, Deko, Speisen, Weine, Hochzeitstorte, Musik, Brautfahrzeug und vieles vieles mehr. Lena Freitag hat für alles eine Lösung und vor allem für alles einen professionellen Ansprechpartner, mit dem sie zusammenarbeitet. „Die Zeit, die man für eine Hochzeitsplanung benötigt, ist mit einem 450 Euro Job zu vergleichen den man neben seinem Hauptberuf noch hat. Das sollte man sich bewusst machen", gibt sie zu bedenken. Im Vorfeld an alles Erdenkliche zu denken ist für sie selbstverständlich. Gibt es genügend Parklätze, braucht es einen Sonnen- oder Regenschutz, ist die Strecke zur Kirche oder zur Location gut befahrbar oder braucht es auf der Einladung noch einen Hinweis zum Dresscode? Wie weit ihre Vorbereitungen und Vorkehrungen gehen, lässt ein Blick in ihren „Notfallkoffer", den sie am Tag der Hochzeit immer griffbereit hat, erahnen. Neben allerlei Kosmetika hat sie dort Feinstrumpfhosen, Glückwunschkarten, Schnürsenkel, einen Streamer, Fleckenspray und anderes für den Fall der Fälle deponiert. Selbst im schlimmsten Fall kann sie immer noch ruhig und besonnen bleiben. „Das wichtigste für ein Brautpaar sind die Ringe. Sollten die einmal vergessen worden sein, habe ich Ersatzringe dabei. Das sind ganz klassische Ringe, die in der Größe verstellbar sind. Die passen also zu jedem Outfit und an jeden Finger." Lena Freitag scheint die Ruhe im Trubel für sich gepachtet zu haben. Sie hat so gut wie immer einen Plan B, ist einfühlsam, kreativ, leidenschaftlich und dabei immer professionell. Ein Glück, wer sie als Brautpaar an der Seite weiß.