Totengedenken


Die Spuren eines beendeten Lebens finden sich heute auch häufig in sozialen Netzwerken. Sie fordern zu Neuinszenierungen von Leben heraus und ermöglichen die Wiederherstellung oder Erfindung einer Vergangenheit für die Verstorbenen. Gleichzeitig zeigen solche Versuche auch die Grenzen der digitalen Technologien und der künstlerischen Praxis, denn sie bringen den Verstorbenen nicht zurück. Dies reflektiert José Jiménez Ortiz mit seinem Internetprojekt www.vivireternamente.org
und E.S. Mayorga in der Videoin-
stallation „Role of Fear”.

Tote

Mit den Verstorbenen, denen sie bei ihrer Arbeit in Leichenschauhäusern begegnet,  setzt sich Teresa Margolles auseinander. Deren stoffliche Überreste, die nicht bestattet werden, macht die Künstlerin zur Grundlage ihrer minimalistischen Werke, die den Betrachter auf der Grenze zwischen dem Darstellbaren und Imaginierten die Würde des Todes erfahren lässt.

Die imaginative Kraft von Materialien, von denen der Betrachter nicht sicher weiß, ob sie von Toten stammen, macht sich auch Adriana Salazar für ihre Installation „Nothing else left“ zu Nutze, während Miguel Calderón, E.S. Mayorga und Mario de Vega die Vorstellungskraft der Betrachter durch Bildinszenierungen, Video- und Klanginstallationen herausfordern.  

Auflösen und Verschwinden


Der Tod als Zerfall eines Körpers ist in der mexikanischen Gegenwartskunst jedoch auch häufig eine Metapher für die allmähliche Auflösung und den Zerfall der politischen und sozialen Institutionen. Dies spiegelt sich u.a. in dem unheimlichen Phänomen der spurlos Verschwundenen, denen Rafael Lozano-Hemmer mit „Level of confidence“ ein Denkmal setzt. Hier vergleicht eine Gesichtserkennungssoftware das Gesicht des Betrachters mit den Gesichtszügen der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten von Ayotzinapa. Die Verschwundenen werden damit zwar nicht gefunden und die Wahrheit auch nicht ermittelt, aber die Gemeinsamkeiten von Lebenden und Toten werden dem Betrachter unmittelbar bewusst gemacht.

Kunstmuseum Heidenheim
Marienstr. 4 (Nähe Bahnhof)
8. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017

Öffnungszeiten
Di – So:    11.00 – 17.00 Uhr
Mi:     13.00 – 19.00 Uhr

Informationen unter
www.kunstmuseum-heidenheim.de