Immer am Limit

Vier Sekunden für 1000 Höhenmeter

Manchmal geht es eine Minute oder länger steil nach oben. Der »Eurofighter«, der Kampfjet der Bundewehr, hat keine Klimakammer. Diese Belastung muss der Körper eines Piloten wegstecken können, ebenso wie die Überschall-flüge, bei denen ein Mehrfaches des eigenen Körpergewichts auf den Körper einwirkt.

Das Flugphysiologische Institut in Königsbrück ist europaweit das einzige seiner Art. Entstanden ist es aus dem Institut für Luftmedizin der Nationalen Volks-armee der DDR. Hier wollte man sich auf die Einführung des sowjetischen Kampfjets MiG 29 vorbereiten, 1986 wurde deshalb dort eine neue Unterdruckkammer und eine Höhensimulation eingebaut und auch die Humanzentrifuge war damals so High-end, dass sie heute noch allen Anforderungen entspricht. In der Höhenkammer lassen sich Bedingungen wie in 25.000 m Höhe simulieren, so lernen die Piloten die Reaktionen ihres Körpers kennen, denn nicht jeder reagiert gleich auf extreme Höhe. Manchen wird es schwindelig, manche bekommen Kopfschmerzen, dann muss die Sauerstoffzufuhr über die Atemmaske erhöht werden.

Wer einmal geflogen ist, der kennt auch die »kleinen Dinge«, die mitunter Großes auslösen können. Eine goldene Regel lautet zum Beispiel, vor dem Flug nie etwas zu essen, das bläht. Die Luft in Magen

und Darm dehnt sich auf das bis zu Neunfache ihres Volumens aus und verursacht ordentliches Unbehagen. Auch Zahnfüllungen bergen mitunter Risiken. Befindet sich unter der Füllung nur ein winziges Luftbläschen, so kann das den Zahn regelrecht sprengen.

Zum regelmäßigen Check gehört zudem – wie beim Einstellungstest auch – die Untersuchung im MRT (Magnetresonanz-
tomograph): Jede noch so kleinste Geschwulst kann unter den extremen Höhenbedingungen zum unberechen-baren Risiko werden. Dass die Ausbildung, die Fort- und Weiterbildung sowie die regelmäßigen Check-ups Unsummen kosten, liegt auf der Hand. Alleine die Ausbildung eines einzigen Jetpiloten kostet rund vier Millionen Euro, da atmet man schon beinahe auf, angesichts der Tatsache, dass nur einer von hundert Bewerbern später einmal in einen Kampfjet wie den Eurofighter einsteigt.