Allein unter lauter Jungs

Samantha Rölke spielt als einziges Mädchen bei den American Footballern der Aalener Sportallianz

  • Samantha Rölke
  • Aalener Sportallianz

American Football ist eine in Deutschland und Europa aufstrebende Sportart. In den USA ist die National Football League (NFL) der Männer die Nummer 1 im Sport, und es gibt dort auch eine Frauen-Profi-Liga. In Deutschland gibt es die Bundesliga A und darunter die Bundesliga B. Beide aber mit recht wenigen Mannschaften. Die Aalen Legions, eine Abteilung der Aalener Sportallianz, haben in den drei Jahren ihres Bestehens einen deutlichen Aufschwung genommen und im vergangenen Jahr mit ­ihren Jugendmannschaften in den Altersklassen U19 und U 17 jeweils die Meisterschaft gewonnen. Samantha hat in letzterer regelmäßig gespielt und den Titel mitgewonnen. Es gibt aber eben schon wenige Jungs- und Männermannschaften und fast keine für Mädchen und Frauen im Land. Deshalb dürfen Mädchen bis zur U17 in Jungen-Mannschaften mitspielen, ähnlich wie im Fußball.

Volle Akzeptanz vom ganzen Team
Zum American Football ist die Unterschneidheimerin im März 2022 eher durch Zufall gekommen. „Mein Vater hatte von den Aalen Legions gelesen und ist mit meinem Bruder Jason hin", erzählt sie. „Irgendwann bin ich mit, hab' es mir angeschaut – und durfte bald mitmachen", sagt sie. Der Reiz des Footballs ist für sie das Körperliche, das Fordernde. „Es fühlt sich gut an, wenn man am Ende des Trainings so richtig fertig ist." Und ganz wichtig: Die Gemeinschaft innerhalb der Teams. „Jeder wird akzeptiert, die Kleinen von den Älteren, die Schwächeren von den Guten. Jeder hilft jedem und unterstützt ihn oder sie, ob mit Ratschlägen oder anderen Dingen", erzählt „Sammy", wie sie im Team genannt wird, begeistert. „Klar gehen die Jungs hier gegen mich nicht so in Zweikämpfe wie gegen ihresgleichen, zumindest nicht immer", schmunzelt sie. Und betont: „Football ist weder gefährlich noch verletzungsanfällig, auch wenn es brachial aussieht und wirkt. Denn wir sind mit Polstern, Helm, Zahnschutz und weiterer Ausrüstung bestens geschützt."

Football entwickelt die Persönlichkeit
Respekt, Rücksichtnahme, gegenseitige Unterstützung – das sind wesentliche Dinge, die bei den Aalen Legions vom großen Trainerteam um Jan-Phillipp Hammer, Thomas Forner und den weiteren Coaches verlangt und vorgelebt werden. „Das ist im Football so üblich, deshalb ist dort im Gegensatz zu anderen Sportarten auch jeder willkommen, egal ob schnell oder langsam, dünn oder dicker, groß oder klein", sagt Hammer. Man könne jeden auf den verschiedenen Positionen gebrauchen. So haben die Aalener Coaches auch kein Problem, Samantha regelmäßig einzusetzen. „Manche Gegner machen sie als unseren Schwachpunkt aus. Dann reagieren wir mit taktischen Varianten oder kurzzeitigen Auswechslungen", schmunzelt er. Sie spielt im Übrigen in der Defense, der Verteidigung als Außenspielerin, als „Cornerback" oder „Safety".

Hammer schätzt das Engagement, den Ehrgeiz von Samantha. Sie habe sich in dem einen Jahr sportlich deutlich verbessert. Ihr Vater Christian Rölke ergänzt: „Sie ist zudem selbstbewusster, aufrechter geworden, traut sich mehr zu in ihrem ganzen Auftreten." Er ist inzwischen Jugendleiter der Abteilung. Und fährt seine Tochter, Schülerin am St. Gertrudis-Gymnasium in Ellwangen, zwei Mal in der Woche nach Aalen zum Training, um ihr den Sport zu ermöglichen.

Dieses Jahr darf Samantha bei der männlichen U17 der Legions mitspielen. Danach ist laut Regeln des Verbands Schluss damit – was sie bedauert. Immer wieder überlegt sie, ob ein Wechsel zu einem Frauenteam sinnvoll wäre. „Die nächsten sind in Stuttgart oder Schwäbisch Hall, da wäre der Aufwand noch größer", sagen beide. So wird sie wohl weiter bei der ASA bleiben und dort einfach mittrainieren, ohne bei Ligaspielen anzutreten.