Ein Tuch für Kenia

Stricken für einen guten Zweck

Es fühlt sich unbeschreiblich weich und leicht an. Streicht man mit der Hand darüber, ist es ein Hautschmeichler, der gedanklich schnell zum Seelenschmeichler wird. Das Tuch, das Eugenie Andres aus Aalen-Waldhausen auf dem Tisch ausgebreitet hat, ist handgestrickt – von ihr. Eine Masche so akkurat wie die andere, wechseln sich Muster und Farben ab. „Das Tuch gibt es in den Hauptfarben Rosé, Kirschrot oder Aquamarin, immer in Kombination mit einem edlen Platingrau. Die Muster habe ich selbst zusammengestellt und gut erklärt als Strickanleitung beigelegt", erzählt sie. Damit ist klar: das Tuch gibt es nicht zu kaufen, das Tuch gibt es als Wollpaket inklusive Anleitung zum Selbermachen; und noch etwas ist Besonders. „Jedes Tuch unterstützt ein Kinderhilfsprojekt in Kenia. Die Lea Ackermann Stiftung finanziert in Mombasa das „Mama-Lea-Center", das Straßenkindern ein Zuhause gibt und ihnen einen Schulbesuch ermöglicht." Ein Wollpaket inklusive Anleitung gibt es ab 40 Euro. 20 Euro davon sind für die Wolle, 20 Euro kommen als Spende zu 100 Prozent der Stiftung zugute; wer mehr geben möchte kann dies jeder Zeit tun. Ins Leben gerufen hat Eugenie Andres die Initiative letztes Jahr mit der Aktion „Ein Tuch für Nepal". Ein Betrag von über 1.100 Euro kam so für den Verein „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V." zusammen. Für dieses Jahr hofft sie, diesen Betrag zu übertreffen.

Aufgewachsen in Röttingen, war für sie und ihre drei Schwestern Handarbeit schon immer eine schöne und sinnvolle Beschäftigung. Mit der Zeit schwand jedoch die dafür zur Verfügung stehende Zeit und schließlich landeten die Stricknadeln in der Ecke. Erst als sie erkrankte, besann sie sich wieder darauf. „Ich war sehr lange in Behandlung, davon auch stationär. In der Klinik habe ich vor rund sechs Jahren das Stricken wieder begonnen und bemerkt, es macht mir Freude und macht mich zufrieden. Außerdem habe ich gesehen, dass ich etwas richtig gut kann und so habe ich mit großem Eifer für den privaten Gebrauch gestrickt", erzählt sie mit einem Lachen.

 

Als der besagte private Gebrauch mehr als gedeckt war, hatte sie eine Idee: „Ich habe mir, als ich für den Weihnachtsmarkt der Klinik gestrickt habe, gedacht, ich könnte grundsätzlich für Menschen stricken, die selbst nicht stricken können oder keine Zeit dafür haben." In ihrem Online-Shop www.achtsam-handgemacht.de finden sich Jacken, ihre Seelenwärmer, sowie Gestricktes zu Brautkleidern und festlicher Mode.

Ihre wiedergefundene Lebensfreude zu teilen, indem sie anderen hilft, lag für sie auf der Hand und so rief sie die Aktion „Ein Tuch für..." ins Leben. Die Wolle für das aktuelle Tuch besteht unter
anderem aus 74% Alpakafell, 8% Schurwolle und 12% Nylon, das Stabilität gibt. Gestrickt wird mit Nadeln der Stärke 5,5, nach 20 bis 25 Stunden sollte das Tuch soweit Form und Gestalt angenommen haben und die 200 Gramm Wolle verstrickt sein. Die Anleitung ist detailliert und gut verständlich, wer dennoch nicht klarkommt, darf sich gerne an Eugenie Andres wenden. „Im Grunde genügt es, wenn man rechte und linke Maschen stricken kann. Man kann mich aber jeder Zeit anfragen oder bei mir nach Absprache vorbeikommen." Ein Besuch bei ihr lohnt sich generell, von der Strickliebhaberin hat sie sich nach eigenen Angaben zur Garnliebhaberin weiterentwickelt. Und so sind die wunderbaren Stolas, Tücher, Jacken, Ponchos, Wohnaccessoires und vielen anderen gestrickten Dinge, wie die riesige Auswahl an Wollen und Garnen ein durchaus sinnliches Erlebnis. Nach Vereinbarung öffnet sie gerne ihre Türen, dann kann man bei Ihr stöbern, finden, sich unterhalten, Tipps holen oder ein Wollpaket für das selbstgestrickte Tuch für Kenia sichern und mit der darin enthaltenen Spende die Aktion unterstützen.