Die van Pelt Chroniken gehen weiter

Virgil Kane stellt Band II vor

Eine Boeing 767 fliegt in elfeinhalb Stunden nonstop von San Francisco/Kalifornien nach Frankfurt am Main. Die meiste Zeit der Reise rast die Maschine mit 850 Stundenkilometern in einer Flughöhe von knapp 9.000 Metern durch die Troposphäre, die unterste die Erde umschließende Luftschicht. Jenseits der vergleichsweise dünnen Kabinenwand herrschen demnach Bedingungen wie auf dem Gipfel des Mount Everest. In der Kabine selbst reist es sich wohltemperiert, komfortabel und anstrengungslos. Die meiste Arbeit verrichten die beiden mächtigen Pratt & Whitney Triebwerke links und rechts des Rumpfes. Sie speisen sich aus riesigen Tanks in den Tragflächen, die mehr als 90.000 Liter Treibstoff fassen.

Das alles entnehme ich der schmalen Bordbroschüre, die auf meinem Sitz lag, als wir vor zwei Stunden in die Maschine stiegen. Langsam und zitternd, wie ein frierender Albatros, hatte die Boeing nach dem Start immer weiter beschleunigt, um schließlich genügend Auftrieb unter den Schwingen zu haben und endlich abzuheben, gerade noch rechtzeitig vor dem Ende der  Startbahn. Den größten Teil der Reise haben wir also noch vor uns, bevor wir in Frankfurt auf das Empfangskomitee treffen werden. Und ich auf eine unsichere Zukunft. Zeit genug, um das vergangene Jahr nochmals zu rekapitulieren. Was für ein Trip!

Ich heiße Philip Deckert, aber auf meiner Bordkarte und in dem Pass, den ich bei mir habe, steht der Name Victor van Pelt. Ich habe die Identität eines Anderen angenommen, eines Toten noch dazu. Im Nachhinein war das ein Fehler. Denn der, der eigentlich tot sein sollte, hat mich am Ende auffliegen lassen.

Damit beginnt der zweite Band der Geschichte um die Familie van Pelt. „In unseren Seelen der Schmerz" ist die Fortsetzung von „In unseren Herzen die Welt" von Virgil Kane aus Aalen. Der Roman, der im März 2021 beginnt, erzählt in Rückblicken, warum und wie aus Philip Deckert Victor van Pelt wurde, warum er in die Staaten reiste und was parallel dazu in der Schweiz, in Deutschland und in Belgien geschah. Alles vor dem Hintergrund der Pandemie, die Virgil Kane so gekonnt in die Story einfließen lässt, dass es einem mehr als einmal beim Lesen schaudert.
Während im ersten Band das Thema Verschwörung und damit die generelle Frage, was ist davon bereits real, was wir immer noch für unmöglich halten, die Handlung vorantrieb, fließen im zweiten Band Fiktion und Realität noch weiter ineinander. Akribisch recherchiert lässt der zweite Band vor dem inneren Auge den Grand Canyon ebenso erscheinen, wie er einem die Bilder von menschenleeren Straßen, Corona-Demonstrationen und überfüllten Krankenhäusern wieder ins Gedächtnis ruft. Schreiben ist für Virgil Kane die Ausdrucksform, um Gedanken, Gefühlen und Stimmungen nachzuforschen und in Zusammenhang zu bringen. „Wenn ich eine Seite schreibe, weiß ich nicht, was zehn Seiten weiter passiert. Es gibt zwar eine Story, die ich erzähle und die ich auch im Vorfeld entwickle, aber wie das eine zum anderen kommt, das ergibt sich, das wächst wie ein Kristall." Was und wer ihn inspiriert ist immer stimmungsabhängig. Generell ist es das alltägliche Leben mit seinen Menschen, am liebsten in einer großen Stadt.

„Ich bin gerne in Berlin. Ich gehe dann aber in kein Museum, fahre keine U-Bahn und besuche keine Ausstellungen. Ich sitze im Café und schaue mir Menschen an – weil es dort einfach so viele unterschiedliche Menschen gibt." Wie beim ersten Band auch ist Virgil Kane Autor und Verleger in einem. Als so genannter Selfpublisher hat er keinen Verlag im Hintergrund. „Das macht es zwar schwer, in den Buchhandlungen einen Platz zu bekommen, das gibt aber auch Freiheiten. Man wird Selfpublisher, weil man konkrete Vorstellungen von einem Buch hat und nicht damit umgehen kann oder will, wenn andere daran rummachen." In unseren Seelen der Schmerz ist zu 100 Prozent Virgil Kane. Die 689 Seiten sind flüssig geschrieben, die Story ist packend, die Protagonisten in ihren Persönlichkeiten differenziert und auch wenn man ab der Hälfte des Buches versucht ist, erste Prognosen auf das Ende zu geben, man liegt mit Sicherheit daneben. Es gibt immer wieder unerwartete Wendungen; was den Drang befeuert, noch ein Kapitel zu lesen, und noch eines und noch eines und noch eines. Apropos Ende: Der zweite Band ist nicht das Ende. „Es wird eine Trilogie", verrät der Autor.

Warum sollte man das Buch lesen?

Virgil Kane: „Man sollte es nicht lesen, man sollte es lesen wollen. Um einzutauchen in das Leben der Protagonisten und dadurch sich selbst, sein Verhalten und das Leben in diesen verrückten, globalisierten, pandemischen Zeiten zu reflektieren."

Wann ist mit dem dritten Band zu rechnen?

Virgil Kane: „Im Mai 2023 wird Band III der Trilogie um Victor van Pelt und seine Freunde erscheinen."

Gibt es schon etwas zum Inhalt?

Virgil Kane: „Die Geschichte wird auf jeden Fall weitererzählt. Sie beginnt im Frühjahr 2023 mit Phil, der zu dieser Zeit in Afrika unterwegs ist, in der Wiege der Menschheit und am Rande einer um sich greifenden Digitalisierung. Das Kreisrund des NgoroGoro-Kraters und der Apple-Campus liegen im astronomischen Maßstab nicht weit auseinander..."


Wer „In unseren Seelen der Schmerz" reinhören möchte, Virgil Kane hat eine exklusive Hörprobe hinterlegt. Dazu einfach den QR Code scannen, zurücklehnen und lauschen. Unser Tipp: Danach das Buch bestellen. Vorzügliche Literatur, die
trüben Herbsttagen eine Daseinsberechtigung gibt.