Fotokunst!

Eine kurze Geschichte der Fotokunst präsentiert anhand von Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums Heidenheim

Die Ausstellung gibt anhand der Fotokunst-Sammlung des Kunstmuseums Heidenheim einen Einblick in den Umgang von Künstlerinnen und Künstlern mit dem Medium der Fotografie im 20. Jahrhundert.


Während traditionelle Künstler das neue Medium zunächst weitgehend ignorieren, entwickeln professionelle Fotografen um 1900 die sogenannte Kunstphotographie, deren Aufnahmen möglichst „malerisch" wirken sollen. Erst zu Beginn der 1920er-Jahre wenden sich die Künstler der Avantgarde dem neuen Medium begeistert zu und entwickeln das Neue Sehen. Sie machen Aufnahmen, die entweder abstrakte Formen in der äußeren Wirklichkeit zeigen oder sie schaffen abstrakte Fotografien im Fotoatelier bzw. in der Dunkelkammer (Laszlo Moholy-Nagy, Christian Schad). Daneben entwickeln sie fotografische Versionen avantgardistischer Stile wie Dadaismus und Surrealismus (Denis Bellon, Ubac, Wols).


Als Reaktion auf das Neue Sehen entsteht Ende der 1920er-Jahre die Fotografie der Neuen Sachlichkeit. Diese legt – ähnlich wie die amerikanische Straight Photography – Wert auf überlegte Motivauswahl, Abbildpräzision, Tiefenräumlichkeit und Plastizität und prägt damit bis heute unser Bild von guter, professioneller Fotografie (Edward Weston, Alfred Renger-Patzsch) Dieses Verständnis von professioneller Fotografie trägt nach dem 2. Weltkrieg Andreas Feininger weiter, der als Bildredakteur des Life-Magazine und als Fotobuchautor mehrere Generationen von Amateur- und Berufsfotografen beeinflusst.

Als junge Künstlerinnen und Künstler in den 1960er-Jahren neue Kunstformen wie temporäre Happenings und Land Art-Projekte erfinden, nutzen sie den Fotoapparat zur Dokumentation ihrer Projekte und präsentieren ihre Aufnahmen anschließend in Galerien. Damit wird das fotografische Bild als neue Kunstform geboren, die in den folgenden beiden Jahrzehnten ganz neue fotokünstlerische Strategien wie Rollenspiele (Cindy Sherman) und die Appropriation Art (Hans-Peter Feldmann) hervorbringt. Daneben etabliert sich auch die künstlerische Fotografie des Intimen (Nan Goldin) und des Objektiven (Bernd und Hilla Becher und die Becher-Schule).


Heute ist die Fotografie für junge Künstlerinnen und Künstler ein Medium, das sie völlig gleichrangig neben klassisch künstlerischen Medien wie Malerei und Zeichnung einsetzen. Dabei entwickeln sie einerseits die zeitgenössischen Fotokunststile weiter, andererseits vermischen sie unterschiedliche Medien zu neuen, hybriden Formen zwischen Fotografie, Installation, Malerei und Drucktechnik.


Mit Werken von Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Karl Blossfeldt, Rineke Dijkstra, Andreas Feininger, Hans-Peter Feldmann, Hans Finsler, Nan Goldin, Raoul Hausmann, Candida Höfer, Heinrich Kühn, Hiroyuki Masuyama, Laszlo Moholy-Nagy, Walter Niedermayr, Peter Piller, Christian Schad, Thomas Struth, Raoul Ubac, Michael Wesely, Edward Weston, Heinrich Zille u.v.a.m.