Der Kalte Markt in Ellwangen

Hurra, hurra, der Kalte Markt ist da!

11. – 15. Januar 2020

Der Kalte Markt gehört zu den ältesten Pferdemärkten in Südwestdeutschland. Wahrscheinlich ist er sogar der älteste überhaupt, geht die Gründung des Klosters Ellwangen doch bereits auf das Jahr 764 zurück.

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ist der Kalte Markt allerdings kein Markt mehr im herkömmlichen Sinn. Die stark nachlassende Bedeutung als Transportmittel und als Arbeitstier in der Landwirtschaft führte dazu, dass immer weniger Pferde zum Verkauf angeboten wurden. Die Bedeutung des Markts liegt deshalb heute ausschließlich auf der Bewertung und Prämierung von Stuten und Gespannen. Der Begeisterung für den Kalten Markt hat die Veränderung keinen Abbruch getan. Nach wie vor steht das Pferd im Mittelpunkt des Geschehens.

Den Auftakt des Festes bildet der Grüne Ball der Kreislandjugend Ostalb, die zu einem bunten Abend mit Publikumsspielen, Sketchen und Tanz in die Stadthalle einlädt. Mit der Einführung einer Verbrauchermesse im Jahr 2000 wurde auch eine offizielle

Eröffnung des Kalten Marktes in den Festverlauf aufgenommen: Der Oberbürgermeister, der Vorsitzende des Marketingvereins Pro Ellwangen und die Bürgermeister der Partnerstädte eröffnen die Festtage. Erstmals ertönt dabei die Fest­hymne „Hurra, hurra, der Kalte Markt ist da!"

Feierlich-festlich wird es dann am Abend, wenn mit der Reitermesse in der Basilika St. Vitus an die religiösen Wurzeln des Kalten Markts erinnert wird: Die reiterlichen Jagdhornbläser ehren mit beeindruckendem Hörnerklang die Pferdeheiligen Eleusippus, Speusippus und Meleusippus. An die Abordnung der Bürgergarde schließt sich ein nahezu achtzigköpfiger Zug von Gardisten, Trachtenpaaren und Reiterabordnungen der umliegenden Reitvereine und Blutreitergruppen an.

Haupttag des Markts ist der Montag. Der startet schon am frühen Morgen mit dem Auftrieb der Pferde und Gespanne auf dem Schießwasen. Auf vier Ringen werden anschließend Stuten unterschiedlicher Pferderassen sowie Gespanne von einem

 

kompetenten Richterteam bewertet. Für dieses Ereignis werden Pferde und Gespanne von ihren Besitzern und Züchtern gestriegelt und auf Hochglanz gebracht und im entsprechenden Outfit den Richtern vorgestellt. Zeitversetzt lädt der Oberbürgermeister zum traditionellen Kuttelnessen in den „Roten Ochsen" ein. Hier treffen sich Vertreter aus Politik, Handel und Wirtschaft, um den Humor des Stadtoberhauptes zu testen. Der muss mindestens zwei Pferdewitze zum Besten geben. Bevor der erste Teller mit dampfenden Kutteln gereicht wird, intoniert die Festgesellschaft nicht nur „Hurra, hurra, der Kalte Markt ist da!", sondern es wird auch der Gassenschlager „Kuttelsupp" begeistert mitgesungen.

Die Atempause bis zum nächsten Highlight ist kurz: Um 14 Uhr beginnt der große Reiterumzug durch die Stadt mit über 300 Pferden. Zahllose Reitergruppen mit herrlich herausgeputzten Pferden, imposante Gespanne, Trachtengruppen und Musikkapellen machen den festlichen Umzug zu einem besonderen Erlebnis. Im Sattel sitzen dann Jung und Alt und beweisen, dass der Kalte Markt ein Generationen übergreifendes Fest ist. Bevor

 

es im Anschluss in den Wirtschaften feucht-fröhlich weitergeht, wird es auf dem Marktplatz noch einmal hochoffiziell. Die Leiterin des Haupt- und Landgestüts Marbach, Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, gibt bekannt, wer am Vormittag den besten Eindruck bei der Pferdeprämierung oder beim Gespannfahren hinterlassen hat. Zusammen mit dem Oberbürgermeister verteilt sie die Urkunden an die stolzen Pferdebesitzer.

Der Dienstag gilt als der „Erholungstag" des Kalten Marktes. Mit den vielfältigen Angeboten in den Messezelten ist aber auch dieser Tag mit Programm gut gefüllt. Der Bauernverband Ostalb lädt zur traditionellen Bauernversammlung in die Stadthalle ein. Das Forum steht ganz im Zeichen aktueller agrarpolitischer Fragen. Den Reden der prominenten Festredner fehlt es meist nicht an Direktheit und Schärfe, Vergleiche mit dem politischen Aschermittwoch der großen Parteien sind daher durchaus angebracht. Auf der anderen Seite der Jagst drängen sich derweilen Tausende von Besuchern beim Krämermarkt. Wenn am Abend die letzte Magenbrotbude ihre Klappen schließt, ist der Kalte Markt beendet.