„Schon als kleines Mädchen wollte ich einen Hund. Aber mein Bruder ist Asthmatiker und deshalb hatten wir Zuhause generell keine Tiere. Ich habe dann immer die Nachbarhunde ausgeführt, habe mich später im Tierheim engagiert und wurde schnell zur Anlaufstelle, wenn jemand eine Katze oder ein anderes Tier gefunden hatte.“ Nicole Mitchell, die alle, die etwas mit ihr in Sachen Tierschutz zu tun haben, nur Nischa nennen, lebt mit und für Tiere. Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement ist sie als Leiterin des Tierheims in der Tierstation Plüderhausen auch beruflich eng dem Tierschutz verbunden. Tierschutz ist schon immer ihr Anliegen: Zunächst hat sie sich in Tierschutzorganisationen wie „Hundepfoten“ engagiert, dann hat sie vor sechs Jahren den Verein „Fellnasen Stuttgart“ gegründet, aus dem letztes Jahr „Pet Crew e.V.“ hervorging. „Wir kümmern uns um Hunde aus Rumänien. Zum einen, indem wir Aufklärungsarbeit leisten und die Menschen dort davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, ihre Hunde kastrieren zu lassen
und zum anderen vermitteln wir rumänische Hunde nach Deutschland.“ Dass sich „Pet Crew e.V. “ nicht um Straßenhunde, sondern um „unerwünschte“ Hunde von Privatpersonen kümmert, ist ihr wichtig. „Es gibt viele Organisationen, die sich um Straßenhunde kümmern, indem sie vor allem daran arbeiten, dass sich diese Hunde nicht weiter vermehren. Hunde, die schon so lange auf sich gestellt auf der Straße leben, sind viel zu eigenständig und fügen sich nur sehr schwer in ein neues Zuhause ein.“
Mehrmals im Jahr sind sie und ihr Team in der Region um Baja Mare, beziehungsweise Bistrita, zwei Kleinstädte im Landesinneren von Rumänien. „Das Leben dort ist teilweise noch sehr urtümlich. Es gibt viele Menschen, die für die Arbeit und zum Transport ein Pferdegespann haben. Tiere sind dort für die meisten Gebrauchsgegenstände. Wenn eine Hündin trächtig ist, dann überlässt man die Welpen ihrem Schicksal, indem man sie einfach aussetzt.“ Um dem Problem zumindest augenscheinlich einigermaßen
Herr zu werden, gibt es Hundefänger, die pro Hund eine Prämie bekommen. In den Tierheimen sind die Hunde so gut wie nie nach Geschlecht, noch nach kastriert oder nicht untergebracht. Das Ergebnis sind Hundebabys, die ebenfalls unerwünscht sind. „Wir haben inzwischen dort viele Verantwortliche überzeugen können, dass es besser ist, die Hunde in den Zwingern zu trennen. Gleichzeitig übernehmen wir die Kosten für Kastrationen der Hunde, die bei den Menschen leben. Es zeigt sich ein Erfolg aber es sind dennoch unvorstellbare Zustände in Rumänien.“ Waren es vor fünf Jahren noch rund 600 Hunde in den Tierheimen, mit denen „Pet Crew e.V.“ zusammenarbeitet, sind es heute noch in etwa 400, die dort ihr Dasein fristen. Jedes Jahr vermitteln Nischa Mitchell und ihre Mitstreiter zirka 500 Hunde in ein neues Zuhause; der Großteil der Tiere stammt aus Rumänien, der Rest ist aus Deutschland. „Alle Hunde, die wir aus Rumänien holen, sind tierärztlich untersucht, mehrfach geimpft, sind über einen Chip registriert, entwurmt, haben einen EU-Tierpass und sind blutuntersucht. Wir arbeiten sowohl in Rumänien als auch in Deutschland mit Tierärzten, Behörden und Tierheimen zusammen und wir vermitteln die Tiere nur an Menschen, die wir vorher eingehend überprüfen.“ Einen Hund über
ein bloßes Foto zu vermitteln, gegen solche Methoden sträubt sich bei ihr alles. Der Charakter eines Hundes lässt sich nicht auf einem Foto erkennen, Schwierigkeiten sind so beinahe vorprogrammiert. „Wir haben von unseren Hunden Videos, die wir vor Ort aufnehmen. Im Zweifelsfall arbeiten wir auch mit rumänischen Hundetrainern. Wir möchten nachhaltig das Leben der Hunde und die Situation vor Ort verbessern. Wenn jemand über uns einen Hund möchte, dann klären wir erst einmal, ob alle Voraus-setzungen passen und welcher Hund in Frage kommt.“ Eine Vermittlung endet für die Mitglieder von „Pet Crew e.V.“ nicht am Tag der Übergabe. Auch danach schauen Nischa Mitchell und ihre Mitstreiter immer wieder nach den Hunden, geben Pflege und Erziehungstipps, dokumentieren das Wesentliche und stehen bei Fragen zur Seite; der Hauptgrund, weshalb sie nur in den Umkreis von 150 bis maximal 200 Kilometer um Schwäbisch Gmünd vermitteln. Einen Hund in ein neues Zuhause zu bringen, dauert im Schnitt zwischen einer Woche und drei Monate, Rückläufer gibt es so gut wie keine. In der „Vermittlungszeit“ leben die Hunde bei „Pet Crew Mitgliedern“, die als Pflegestellen eingetragen sind. Auch Nischa Mitchell ist als eine solche eingetragen – derzeit leben bei ihr in Hussenhofen zwei Katzenbabys und zwei Hunde. Darauf angesprochen, wie viele Hunde und Katzen insgesamt bei ihr leben, lacht die alleinerziehende Mutter. „Ich habe ein großes Rudel Hunde und Katzen – und alle verstehen sich, auch wenn übergangsweise neue dazu kommen.“