Das zweite Leben der Monika Maier

Seit 16 Jahren 0,0 Promille

Zum Anstoßen Sekt, nach dem Mittagessen ein Schnäpschen, das Bier zum Abendbrot, zum Film ein Glas Wein und einen Likör zwischendurch. Was für die meisten „ganz normal“ ist, ist für Monika Maier tabu.

„Bei mir gibt es keinen Alkohol mehr“, sagt sie voller Überzeugung und wenn sie keinen Alkohol sagt, dann meint sie es viel konsequenter, als man es sich vorstellen kann. „Ich esse beispielsweise keinen Rehbraten, wenn das Fleisch in Wein eingelegt oder die Soße mit Wein zubereitet ist. Ich esse keine Pralinen mit Schnaps, ich lese jeden Beipackzettel von Medikamenten, ob dort Alkohol enthalten ist und ich weiße auch jeden Arzt darauf hin, dass er zum Desinfizieren beim Blutnehmen oder Ähnlichem, nur Mittel verwendet, die nicht auf Alkoholbasis sind.“ Was sich für den einen oder anderen vielleicht etwas überpenibel anhören mag, ist für die 60jährige überlebensnotwendig. „Ich bin trockene Alkoholikerin und ich weiß, dass mich die Sucht umbringt, wenn ich wieder anfange.“ Angefangen hat es bei ihr wie bei fast allen anderen Alkoholikern auch: aus der Gelegenheit zu trinken wurde eine Gewohnheit und daraus schließlich die Sucht, die sie nicht mehr kon-trollieren konnte. Als sie sich dessen bewusst wurde, kam sie aus dem Dilemma von wollen aber nicht können nicht mehr heraus. „Der Alkohol war immer mein Begleiter. Ich dachte, er hilft mir, meinen Alltag zu bestehen, und irgendwann ging es nicht mehr ohne.“

Zu welchem Zeitpunkt genau der Alkohol begann ihr Leben zu bestimmen, kann sie nicht sagen, warum es so weit kam, ist ihr im Nachhinein völlig klar. „1976 heirateten mein Mann und ich. Wir bewirtschafteten zunächst gemeinsam den Hof, den wir von seinen Eltern übernommen hatten. Dann wurde er Vertreter für Landmaschinen und immer mehr Arbeit blieb an mir hängen“, erzählt sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie drei Kinder, die Raten für die umfangreichen und notwendigen Investitionen standen jeden Monat an und während ihr Mann im Außendienst war, war sie für den Wald und die Schweinezucht verantwortlich. „Um das alles zu schaffen und nach außen hin fröhlich und glücklich zu wirken, habe ich begonnen zu trinken. Wir haben immer Alkohol getrunken, zum Vesper ein Bier, am Freitag zum Fernsehen ein Fläschchen Wein, das war alles ganz normal für uns. Ich habe dann auch zwischendurch getrunken, weil ich mich danach besser gefühlt habe.“ Gemerkt hat das niemand. Monika Maier war eine sogenannte Spiegeltrinkerin, das heißt, sie hat immer gerade so viel getrunken, um den Alkoholspiegel zu halten, den sie brauchte um ihren Alltag zu bewältigen. „Dass ich ein Alkoholproblem habe wurde mir bewusst, wenn ich zu zittern begann, weil mein Alkoholspiegel sank.

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