LA MIA CARA

Der Vespa-Roller-Club Aalen

Sie hat perfekte Rundungen, ihre Proportionen sind atemberaubend und sie kann jede Farbe tragen. Sie ist eine Göttin – eine italienische Göttin: Die Vespa. Der Inbegriff eines Rollers. Vor über 70 Jahren entwickelt, spiegelt sie nach wie vor das italienische Lebensgefühl wieder. Kein Wunder, dass es in Aalen einen Vespa-Roller-Club gibt. Im Mittelpunkt stehen, wie könnte es anders sein, der Roller im Allgemeinen und die Vespa im Besonderen. »Vor 24 Jahren hat alles ganz zufällig begonnen«, erzählt Sandro D'Onofrio, Gründer und Vorsitz­ender des Vespa-Roller-Clubs Aalen. »Ein Zweiradhändler aus der Region hatte zu einer Ausfahrt nach Heidenheim einge­laden und als wir mit 20 Personen dort ankamen, fragte er uns, von welchem Club wir denn seien.« Noch im selben Jahr war der Aalener Vespa-Roller-Club gegründet. »Zunächst wollten wir uns Vespa-Club Aalen nennen, dann haben wir beschlossen, uns nicht auf eine Marke festzulegen. Uns sind alle Rollerfahrer willkommen, der Schwerpunkt liegt jedoch schon historisch bedingt auf Vespas.« Die Mitglieder, die sowohl vom Alter als auch vom Zweiradtyp bunt gemischt sind, treffen sich jeden ersten und dritten Donnerstag im Q-Nest in Aalen (beim Finanzamt). Zu bereden, fachzusimpeln und zu planen gibt es immer etwas. Neben regelmäßigen kleineren Ausfahrten
steht jährlich eine große Ausfahrt auf dem Programm. »Wir fahren jedes Jahr im Sommer nach Italien. Mit der Vespa und mit Passgarantie!« Macht Sandro D'Onofrio neugierig. »Wir starten in Aalen zu einer Mehrtagestour, die immer von der ausgesuchten Strecke, der großartigen Landschaft und natürlich von dem Gemeinschaftserlebnis lebt. Für uns ist der Weg das Ziel«, schwärmt er mit jeder Menge italienischem Charme in der Stimme.

 Im Vespa-Roller-Club Aalen kann jeder Mitglied werden, der einen Motorroller hat, ganz gleich welcher Marke. Ob älteres, ganz altes oder neueres Modell, ob aus Blech oder mit Kunststoffverkleidung, ob himmelblau, grün oder rot. Mit welchem seiner Gefährt Sandro D'Onofrio dieses Jahr fährt, weiß er noch nicht. »Ich habe eine himmelblaue Vespa, die ist Baujahr 1969, das ist mein Lieblingsstück. Im Sommer fahre ich aber auch gerne meine knallrote Vespa GTS 300 mit 22 PS.«

Seine generelle Begeis­terung für motorisierte Fortbewegungsmittel ist ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Giovanni D'Onofrio hat sich vor 52 Jahren mit einem Autohandel selbstständig gemacht,
dem heutigen Autohaus D´Onofrio.

Auch wenn der Senior schon vor Jahren die Geschäfte an seinen Sohn Sandro über dennoch so gut wie täglich in »seinem Autohaus« anzutreffen. Das ist nicht nur Servicepartner von Alfa, sondern auch von Fiat und Suzuki. Im Keller befindet sich laut Bauplan eine Garage, wem jedoch die Ehre zuteil wird, einen Blick dort hineinwerfen zu dürfen, der bemerkt: manchmal muss man absteigen, um aufzusteigen – und zwar in den privaten Olymp von Vater und Sohn D'Onofrio. Über 50 Autos und eine stattliche Anzahl von Vespas. Alle sind sie top in Schuss, poliert und teilweise abgedeckt. Sie fordern nicht nur Beachtung ein, sondern Staunen und Ehrfurcht vor so viel klassisch italienischem Design und Ästhetik. Je nach Wetter und Anlass gönnen Senior und Junior, sich und den Fahrzeugen gleichermaßen eine Ausfahrt. Des Genusses wegen. »Das sind alles besondere Fahrzeuge, ganz gleich ob sie vier oder zwei Räder haben. Sie sind wie Familienmitglieder, wie Kinder, die man hegt und pflegt. Die durchaus Arbeit machen, die einen aber auch glücklich machen und die man deswegen liebt«, bringt es Sandro D'Onofrio auf den Punkt.

Die erste Vespa

Erfinder der Vespa ist Corradino D'Ascanio. Er sollte für Piaggio nach dem 2. Weltkrieg ein sparsames und leicht fahrbares, motorisiertes Zweirad entwickeln. Von Haus aus war er Flugzeugkonstrukteur, mit der Ambition Hubschrauber bauen zu wollen. Den Job nahm er als reinen Broterwerb an, die erste Vespa kam 1946 auf den Markt. Mit 98 cm3 Hubraum und 3,2 PS brachte sie es auf eine Höchstgeschwindig­keit von 60 Stundenkilometer und bekam den Spitznamen »Paperino«, was Entchen bedeutet. Die Vespa war schnell unent­behrlich und geliebt. Sie war günstig in der Herstellung, der Anschaffung und dem Unterhalt. Die schlechten Straßen konnten ihr nichts anhaben und das unbeschwerte und dennoch elegante Design entsprach dem ästhetischen Empfinden. 1965, nach weltweit über drei Millionen verkauften Vespas der verschiedensten Modelle, war der Zenit überschritten. Das Auto drängte sie ab, die Produktion, die
rasch in Lizenz nicht nur in Italien erfolgte, wurde jedoch nie ganz eingestellt. Heute sind Vespas und andere Motorroller begehrte Sammler- und Kultobjekte.