Abenteuer Archäologie

Die Region vor 40.000 Jahren

Die ersten Teile des 31cm großen Löwenmenschen (erste Abbildung) wurden im August 1939 im Lonetal gefunden. Bis 1956 lagen sie unbeachtet in einer Zigarrenkiste in Tübingen, dann kamen sie als Geschenk ins Ulmer Museum. 1969 versuchte man die Teile Splitter zusammenzusetzen Durch spätere Zufallsfunde konnte der Löwenmensch Ende der 1980er Jahre weiter vervollständigt werden. Bei Grabungen in den 2000er Jahren fand man weitere Fragmente. Seit 2013 ist der »neue« Löwenmensch ausgestellt. Insgesamt fand man drei Löwenmenschen an unterschiedlichen Fundstellen. Möglicherweise waren diese Mischwesen Teil einer Art Schamanismus vor 40.000 Jahren.

Höhlenlöwen, Wildpferde, ein Igel, Fische, Perlen, Flöten und Mammute, eines davon vollständig erhalten. Insgesamt zeugen hunderte, meist aus Mammutelfenbein geschnitzte Figuren, von der Besiedlung des Ach- und des Lonetals während der letzten großen Eiszeit vor 40.000 Jahren. Der sensationelle Fund des komplett erhaltenen Mammuts im Jahr 2006 löste in der Region eine Begeisterung für die Kunst der Eiszeit aus, die nach wie vor andauert; im Sommer 2017 erklärte die UNESCO die beiden Täler im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Heidenheim zum Welterbe. Das nur 2,6 cm hohe und 3,7 cm lange komplett erhaltene Mammut hat seit 2013 seinen Platz in der Schatzkammer des Archäoparks in Stetten bei Niederstotzingen, während die meisten anderen Fundstücke aus der Vogelherdhöhle im Museum in Tübingen sind.

Seit über 150 Jahren graben und forschen Archäologen im Ach- und Lonetal und haben damals schon sensationelle Funde zutage gebracht. Eine der größten Grabungen fand 1931 statt, ein Heidenheimer Heimatforscher entdeckte einen Höhleneingang, den er zunächst für einen Dachsbau hielt. Noch im selben Jahr begann der Archäologe Gustav Riek mit Ausgrabungen und legte schließlich mit seinen Mitarbeitern die heutige Vogelherdhöhle bei Niederstotzingen frei. Die zehn geschnitzten Tierfiguren aus Mammutelfenbein galten damals schon als

Sensationsfund. Von 2005 bis 2012 fanden unter der Leitung von Prof. Nicolas Conard erneut großangelegte Grabungen statt. Nur zwei Jahre nach Grabungsbeginn präsentierte der Leiter der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie des Instituts für Ur- und Frühgschichte an der Universität Tübingen das Mammut vom Lonetal. 75 Jahre lag es im Abraum der Grabungen von 1931 und wartete völlig unbeschadet geradezu darauf, gefunden zu werden. Wissenschaftliche Methoden datierten das Alter des Fundes auf mindestens 40.000 Jahre, damit ist es das älteste bisher gefundene und komplett erhaltene figürliche Kunstwerk, das von Menschen erschaffen wurde. Ursprünglich weiß, haben sich im Laufe der Jahrtausende Mineralien im Elfenbein eingelagert und ihm seine heutige Farbe und Maserung gegeben. Das Mammut und alle anderen Funde stammen aus der künstlerischen Hand der ersten anatomisch modernen Menschen, der homo sapiens sapiens, die nach den Neandertalern die Höhlen dieser Region besiedelten. Sie kamen aus Afrika nach Europa über den Donau-Korridor.

Das Klima war weitaus kälter als heute. Die Sommer waren kühl und relativ kurz, die

Winter lang und kalt. Weltweit erstreckten sich riesige Gletscher. Ein großer Teil des Wassers war zu Eis gefroren, der Meeresspiegel lag 120 Meter tiefer als heute. Weil es wenig flüssiges Wasser gab,

 

konnte kaum eines verdunsten; in der Konsequenz fegten trockene und kalte Winde übers Land, die Böden waren bis in tiefe Schichten dauerhaft gefroren, nur in den Sommermonaten tauten sie an der Oberfläche auf. Unsere heutige waldreiche Region war eine offene und trockene Steppe mit kälteresistenten Sträuchern und vereinzelten kleinwüchsigen Bäumen, in erster Linie Kiefern und Weiden. Wollnashörner, Wildpferde, Rentiere, Moschusochsen und Mammute prägten das Bild der Landschaft. Sie waren unter anderem die Nahrundgrundlage von Höhlenlöwen, Wölfe, Höhenhyänen und Menschen. Das Ach- und Lohnetal erwies sich als strategisch günstig. Die Höhlen boten im Winter einen sicheren Schutz und die Täler gaben die Zugrichtung der Tierherden vor. Die Funde belegen, dass die Menschen in ihrer Freizeit Kunst­gegenstände anfertigten, wahrscheinlich sowohl als Schmuck, als Talisman und als Kultgegenstand. Außerdem war ihnen Musik bekannt. In den Höhlen fanden sich Flöten aus Knochen und Elfenbein. Die kunstvolle Ausführung aller Funde spricht für ihr Geschick. Als vor 20.000 Jahren die letzte Eiszeit ihr Kältemaximum erreichte, waren die klimatischen Bedingungen auf der Schwäbischen Alb so rau, dass dort keine Menschen mehr lebten. Die kehrten erst wieder zurück, als das Klima sich erwärmte.

 

 

Dass das Mammut inklusive anderer Funde aus der Vogelherdhöhle im Archäopark in Stetten, in unmittelbarer Nähe der Fundstätte, ausgestellt ist, geht größtenteils auf das Engagement des Fördervereins Eiszeitkunst im Lonetal e.V. zurück. Der Verein, dessen Vorsitzender der ehemalige Landrat des Landkreises Heidenheim Hermann Mader ist, fördert durch Spendengelder sowohl Grabungen und die Forschung, als auch den Betrieb des Archäoparks. Im August eröffnet eine große Sonderausstellung mit dem Titel »Vogelherd – unser Mammut seit der Eiszeit groß«. In Kooperation mit dem Förderverein Eizeitkunst e.V. und der Stadt Niederstotzingen werden echte Mammut-Exponate gezeigt. Zur Ausstellung gibt es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm.

Ausstellungseröffnung: »Vogelherd –
Unser Mammut seit der Eiszeit groß«

Eröffnung: Samstag, 17. August

Alle weiteren Infos zum Begleitprogramm und weiteren Veranstaltungen im Archäo-
park-Vogelherd unter:
www.archaeopark-vogelherd.de
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archaeoparkvogelherd