In Frankfurt am Main geboren, lebt Gabriele Rogowski seit 49 Jahren in Heidenheim an der Brenz. An der Seite ihres Mannes, des ehemaligen Voith Chefs und BDI Präsidenten Michael Rogowski, der im November 2021 verstarb, engagierte sie sich jahrzehntelang für die Stadt und die Region und tut es immer noch. Sie wirkt in zwei Stiftungen mit und ist mit dem Förderverein Kunstmuseum Heidenheim eng verbunden. Sie empfindet es als große Ehre, bei der Hanns-Voith-Stiftung als auch bei der Hugo Rupf-Stiftung Kuratoriumsmitglied sein zu dürfen, zeigt es doch die enge Verbindung, die ihr Mann und sie seit Jahrzehnten zur Familie Voith hatten und haben.
Mit viel Freude engagiert Gabriele Rogowski sich im Kuratorium der Hugo Rupf-Stiftung, in Erinnerung an deren Gründer, der für ihren Mann und sie ein väterlicher Freund war und mit dessen Familie sie heute noch befreundet ist. Sie war Gründungsvorsitzende des Bildhauersymposions Heidenheim, das nicht nur dort für viel Furore sorgte, sondern auch weit darüber hinaus große Aufmerksamkeit erregte.
Gabriele Rogowski nimmt auf dem Sofa Platz, hinter ihr hängt das Portrait eines kleinen Mädchens.
Wer ist das Mädchen hinter Ihnen auf dem Bild?
G.R. „Das rotblonde Mädchen auf dem Bild, das bin ich im zarten Alter von drei Jahren. Das Portrait entstand 1946 und war ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater, den Komponisten und Pianisten Hermann Reutter, der später Direktor der Musikhochschule in Stuttgart war."
In Ihrem Elternhaus verkehrten viele bedeutende Musiker, Maler und Schriftsteller. Hat das Ihre Liebe zur Kunst geweckt?
G.R. „Mit Sicherheit und dafür bin ich meinen Eltern sehr sehr dankbar."
Anfang März feiern Sie Ihren 80. Geburtstag, im November 2021 ist Ihr Mann verstorben, ich kann mir vorstellen, dass dieser Tag kein leichter für Sie werden wird.
G.R. „Ja, dieser Tag wird mit Sicherheit mit vielen Erinnerungen und damit auch mit Emotionen verbunden sein. Eigentlich wollte ich mit meiner Familie auf der Elmau feiern, alles war bestellt und in trockenen Tüchern, aber je näher mein Geburtstag rückte, umso klarer wurde mir, dass ich dort auf keinen Fall dieses doch schöne Jubiläum begehen wollte. Mein Mann und ich sind 1974 mit unseren Kindern Tanja und Alexander nach Heidenheim gezogen – für meinen Mann und mich wurde Heidenheim zur Heimat. Nicht nur wegen der engen Verbindung zum Hause Voith, sondern weil wir uns hier zuhause fühlten und ich es immer noch tue. Was liegt also näher, als meinen 80. Geburtstag hier in Heidenheim zu feiern? Im Gedenken an meinen geliebten Mann werde ich meinen runden Geburtstag, seinem Beispiel folgend, mit einem Spendenempfang begehen, indem sowohl soziale als auch künstlerische Projekte bedacht werden."
Ihr Mann fehlt Ihnen sehr...
G.R. „Mein 80. Geburtstag wird mit Sicherheit kein leichter Tag für mich werden, fehlt doch der Mann, mit dem ich über sechzig Jahres meines Lebens verbunden war – 60 Jahre mit Höhen und Tiefen. Aber die Höhen haben zum Glück überwogen und wenn es Probleme gab, haben wir diese gemeinsam bewältigt, um dann nur noch enger verbunden zu sein. Wissen Sie, wer behauptet, in einer so langen Zeit gab es nur Sonnenschein, der ist einfach nicht ehrlich."
Anlässlich Ihres 75. Geburtstages erhielten Sie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Für welche Aktivitäten wurden Sie damit geehrt?
G.R. „Ich bin sicher, dass es mit meinem Engagement sowohl im sozialen Bereich als auch für Kunst und Kultur zusammenhing. Seit 1975 habe ich hunderte Familien besucht, deren Angehörige bei Voith beschäftigt waren, um ihnen nach dem Tod eines nahen Angehörigen beizustehen und zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Das ist einfach wichtig, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, vielleicht einen Rat geben zu können und zu helfen, wenn irgend möglich."
Ihr Mann war von 2001 bis 2004 Präsident des BDI (Bundesverband der deutschen Industrie), Sie waren fast immer an seiner Seite; Können Sie uns etwas über diese Zeit erzählen?
G.R. „Gerne. Die vier Jahre, in denen mein Mann BDI Präsident war und wir natürlich vorwiegend in Berlin sein mussten, waren hochinteressant und auch durchaus bereichernd in dem Sinn, die Spitzen der Politik und Wirtschaft kennenzulernen. Es war von Anfang an sonnenklar, dass ich, wann immer möglich, an seiner Seite war. Sie wissen ja selbst, zu zweit ist man immer stärker, das ist nun mal so. Und irgendwann lesen wir in einem Interview: ROGOWSKI – das sind zwei – nota bene im Singular!"
Das ist gut formuliert. Sie haben inzwischen eine große Familie, die Ihnen auch viel bedeutet...
G.R. „Mein Mann und ich haben zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Unsere Tochter hat vier Kinder, unser Sohn Zwillinge. Somit sind wir beschenkt mit zwei Enkelinnen, und vier Enkelsöhnen, sogar mit zwei Urenkeln. Meine Schwester lebt mit ihrer Familie in München und ich bedauere sehr, dass wir alle nicht näher beieinander leben. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, selbst auf große Distanzen kommunizieren zu können. Der modernen Telekommunikation sei es gedankt.
Ich bin oft gefragt geworden, ob ich nicht nach Berlin ziehen wolle, wo drei meiner Enkel leben. Für mich war jedoch immer klar, dass Heidenheim mein Lebensmittelpunkt bleibt. Man soll einen alten Baum nicht verpflanzen, das tut weder ihm noch ihr gut. Heidenheim wurde für meinen Mann und mich zur Heimat, hier ist unser Zuhause, mit dem so viele Erinnerungen verbunden sind, hier gibt es Freunde, die mir am Herzen liegen. Und im Übrigen will ich alle Leserinnen und Leser ermuntern, kommen Sie nach Heidenheim! Es lohnt sich. Wir haben hier wunderbare Opernfestspiele, die den Vergleich mit Baden-Baden, München und Salzburg nicht scheuen müssen. Wir haben ein Kunstmuseum, das allemal sehenswert ist und hochinteressante Ausstellungen anbietet und das Naturtheater, das sicher weit über die Grenzen hinweg bekannt ist. In Heidenheim haben wir zudem drei renommierte Chöre, die mit ihren Auftritten Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann ziehen – und natürlich haben wir den Fußball, der viele Anhänger hat und für den auch ich mich begeistern kann, auch wenn ich nicht im Stadion bin. Wenn ich jetzt noch etwas vergessen habe, dann sehen Sie mir das nach. Es gibt so vieles in Heidenheim."
Ich danke Ihnen für das offene Gespräch und wünsche Ihnen eine schöne Geburtstagsfeier, viel Gesundheit, Freude und Glück.