Zehn Engel aus Nördlingen

Die 1. Basketball Bundesliga der Frauen ist in die neue Saison gestartet

Heimspiele der XCYDE-Angels

20.10. 2019 gegen Freiburg
03.11. 2019 gegen Herne
08.12. 2019 gegen Halle
15.12. 2019 gegen Osnabrück
12.01. 2020 gegen Heidelberg
02.02. 2020 gegen Hannover
12.02. 2020 gegen Saarlouis
01.03. 2020 gegen Göttingen (jeweils sonntags um 16:00 Uhr)

Samstag 12.03.2020 19:00 gegen Wasserburg

Zehn junge Frauen, fünf Nationalitäten und ein Ziel: in der Saison 2019/2020 die Playoffs in der 1. Basketball Bundesliga der Frauen zu erreichen. Seit 12 Jahren spielen die XCYDE-Angels aus Nördlingen in der 1.Liga; die letzte Saison schlossen sie mit Platz neun von 12 ab, deshalb heißt es für die kommende Spielzeit: alles geben. „Nördlingen hat eine uferlos lange Basketballgeschichte", so Kurt Wittmann, der Sportliche Leiter der Angels. „Seit 33 Jahren gibt es eine Frauen-Basketballmannschaft in der 1.oder 2. Liga, seit 12 Jahren spielen wir in der Profiliga." Das bedeutet, für die zehn Spieler­innen der XCYDE-Angels ist ihr Sport auch ihr Beruf.

Zum aktuellen Kader, der seit August steht, gehören unter anderem Magaly Meynadier aus Luxemburg und Leslie Vorpahl aus den USA. Während Magaly Meynadier bereits die zweite Saison bei den Angels spielt, ist Leslie Vorpahl neu im Team. Beide sind Profispielerinnen, haben bereits in anderen Teams gespielt und können auf beachtliche Erfolge verweisen. Dennoch sind ihre Namen, gemessen an ihrem sportlichen Können, außerhalb der Szene relativ unbekannt. „Die Mädchen spielen nicht Fußball und sie sind keine Männer", bringt es Kurt Wittmann mit einem Augenzwinkern auf den Punkt. Dass aus dem lockeren Spruch Ungerechtigkeit herauszuhören ist, ist durchaus gewollt und ist mitunter auch mit Kritik an den Medien verbunden. „Wir kämpfen für die Anerkennung der Leistungen von Frauen im Sport! Es gibt inzwischen zwar Frauen, die Sportsendungen moderieren, aber

Frauensport im Allgemeinen findet in der überregionalen Fernseh-Berichterstattung nach wie vor nur selten, Frauenbasketball so gut wie gar nicht statt. Dabei ist der Sport mitreißend und die Spielerinnen sind jede für sich interessante Persönlichkeiten." Eine von ihnen ist Leslie Vorpahl aus den USA. Sie spielt ihre erste Saison für die Nördlinger Angels, zuvor war sie für Teams in den USA sowie in Rumänien aktiv. „Hier zu sein ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Nördlingen ist eine schöne Stadt, wie ein Puppenhaus mit all dem Fachwerk. Ich fühle mich im Team wohl, die Menschen sind nett und ich freue mich auf die Saison", so Leslie Vorpahl, deren erwartungs­volles Lächeln Bände an Begeisterung spricht.

Die 1. Bundesliga der Basketballfrauen besteht aus 12 Teams, in der Saison gilt es sich einen Platz auf den ersten acht Tabellenplätzen zu erspielen und damit die Playoffs zu erreichen. Die beiden letzten Teams steigen ab. Während im Fußball 18 Tabellenplätze Spielraum für den einen oder anderen Patzer lassen, kann bei 12 Rängen ein Sieg oder eine Niederlage über Playoff oder Abstieg entscheiden. Saisonstart war dieses Jahr am 21. September in Hannover. Traditionell finden alle sechs Spiele des 1. Spieltags in einer Stadt statt, was den Saisonauftakt zu einem Spektakel und zu einem Treffpunkt für die FrauenBasketball-Begeisterten aus ganz Deutschland macht. „Nördlingen hat sich bisher noch nie um die Austragung beworben, das wäre zu viel organisatorischer Aufwand. Aber es ist jedes Mal ein furioser Einstieg in die Saison, den wir mit 76:61 gegen Marburg sehr

 

deutlich gewonnen haben. Leslie war unsere überragende Spielerin und wir haben mit diesem Ergebnis für DIE große Überraschung des Wochenendes gesorgt", so Kurt Wittmann, der seine Freude kaum zurückhalten kann.

Für Magaly Meynadier ist es der zweite Saisonstart mit den Angels, dieses Mal als Co-Kapitän neben Laura Geiselsöder. Die 27-jährige ist Sportsoldatin und spielt in der Nationalmannschaft ihres Geburtslandes Luxemburg. Von der „Europameisterschaft der kleinen Länder" im Sommer kehrte sie mit einer Bronzemedaille zurück. Im kleinen Finale gegen Malta stellte sie spielerisches Können und Nervenstärke unter Beweis. Insgesamt schaffte sie 19 Punkte, fünf Rebounds und acht Assists. Dass sie an diese Leistung in der Saison 2019/2020 nahtlos anschließt, beziehungsweise darauf aufbaut, davon ist Kurt Wittmann überzeugt.

Nach einer eher schwächeren Saison, die hinter den Angels liegt, hat die Mannschaft für die laufende Saison einen Tabellenplatz im oberen Mittelfeld anvisiert. Ihre bisher beste Platzierung war 2013 Platz vier. Auch Magaly Meynadier schätzt sowohl den Teamgeist als die Spiel­bedingungen bei den Angels. „Wir leben in einer Spieler-WG mitten in der Altstadt, wir sind krankenversichert, erhalten ein Gehalt und uns steht ein Auto zur Verfügung. Es ist alles bestens organisiert. Mir gefällt es in Nördlingen sehr gut." Trotzdem ist sie aus anderen Ländern einen größeren allgemeinen Rückhalt und eine umfassendere Begeisterung für ihren Sport gewöhnt.

In Frankreich beispielsweise hat Frauen-Basketball die Aufmerksamkeit wie bei uns die Formel Eins, ebenso in den USA. Ein Grund dafür ist das sportliche Fördersystem durch den Staat. In Frankreich trägt der Staat rund 80 Prozent der Kosten für Sport an sich, in den USA übernehmen dies die Colleges, dazu kommt eine gerechte Aufteilung der Mittel an Männer- und Frauenteams. In Deutschland hängen der Erfolg, und damit die Popularität, in erster Linie von den Sponsoren ab. Mit einer gut gefüllten Kasse lassen sich gute Spieler und ebensolche Trainer verpflichten, das wiederum garantiert spannende Spiele und damit volle Zuschauertribünen; die – und damit schließt sich der Kreis – ein hohes Medieninteresse garantieren und die den Verein für Sponsoren interessant machen. „Wir können uns im Grunde nicht beklagen, wir haben gute Sponsoren, wir konnten zehn sehr gute Spieler­innen verpflichten und wir haben bis zu 1.000 Zuschauer bei Spielen. Wir sind in Nordschwaben der TopSport-Event. Aber schon ein paar Kilometer weiter, in Aalen oder in Heidenheim kennt uns kaum jemand", so Kurt Wittmann und setzt noch einen drauf: „Frauensport fristet in Deutschland ein ganz erbärmliches Dasein!" Genau deshalb lässt er nichts unversucht, die Angels ins richtige Licht zu rücken, für den Sport zu begeistern, Sponsoren zu gewinnen und zu ermutigen, zu den Spielen zu kommen. „Die Fans haben auf das Vorbereitungsturnier in Nördlingen am 31. August und am 1. September regelrecht gewartet. Es war ein riesen Event, die Fan-Base stand geschlossen hinter uns, was die Angels regelrecht beflügelt hat." Die Angels belegten den zweiten Platz des Turniers, der Fendt Caravan Cup 2019 ging an die filippo Baskets aus Göttingen. Die Angels unterlagen im Finale mit 63:72 den Göttingern.